Autorin: Daniela Keller, [Tools-of-life.at] 02.02.2014
Wenn es um Stimmungen, Entscheidungen und Verhalten geht, dann ist es nicht nur der Kopf, der denkt.
Ein harter Morgen. Sie kamen zu spät zur Arbeit, haben einen wichtigen Termin versäumt und die Anderen sind sichtbar verärgert. Zu Mittag wählen Sie dann, nicht wie Sie sich vorgenommen haben, was „Gesundes“, sondern belohnen sich mit ein paar Leckerli´s.
Es geht gar nicht anders: in Zeiten starken Stresses ermutigt Sie ihr Gehirn nach Belohn-Essen zu greifen. Das ist mittlerweile bekannt. Was Sie vielleicht noch nicht wissen, ist dass das Problem dabei nicht im Gehirn in ihrem Kopf liegt, sondern in ihrem anderen Gehirn.
Ja, in in ihrem anderen Gehirn. Ihr Körper hat ein anderes Nervensystem, dass so komplex ist, dass es das zweite Gehirn genannt wird. Es beinhaltet ca. 500 Millionen Neuronen und ist ca.9 Meter lang. Es erstreckt sich von der Speiseröhre bis zum Anus. Das ist das Gehirn, dass für ihre Gier nach Chips, Keksen und Schoko-Riegeln verantwortlich ist, wenn Sie unter Stress stehen
Eingelagert in die Darmwand, ist das Enterische Nerven, dass die Verdauung kontrolliert. Immer mehr Studien weisen daraufhin, dass es eine zentrale Rolle dabei spielt, wie wir physisch und psychisch fühlen.
Dieses Gehirn arbeitet unabhängig. Der Darm denkt. Wir kriegen das nicht bewusst mit, aber dieses Gehirn warnt er uns vor vielen Umweltbedrohungen und beeinflusst unsere Reaktion darauf. Es Teil des autonomen Nervensystems ist, dem ältesten Nervensystem, das schon die ersten Wirbeltiere hatten vor 500 Millionen Jahren.
Die Verdauung ist ein kompliziertes Geschäft. Zuerst muss die Nahrung mechanisch zerlegt werden, dann müssen die Magensäfte in der richtigen pH und chemischen Zusammensetzung produziert werden, damit Verdaungsenzyme wirken können. Das koordinieren in der Darmwand eingelagerte Neuronen.
Aber es gibt noch einen anderen Grund für so viele Neuronen im Darm: Essen hat mit vielen Gefahren zu tun. Wie die Haut von außen, muss der Darm von innen potentielle Angreifer, wie Viren und Bakterien erkennen.
Wenn ein Pathogen die Darmwand passiert, dann werden Immunzellen (die „Armee“) aktiv und “feuern“ entzündliche Substanzen, wie Histamin ab. Dies wird von den Darmneuronen erkannt. Das Darmgehirn löst entweder Diarrhö aus oder alarmiert das Kopfgehirn. Um den „Feind“ loszuwerden überlegt der Kopf, ob sich übergeben hilfreicher ist oder beides.
Diese Reaktionen kennen wir alle – und auch die subtileren Gefühle im Magen, wie Aufregung, Angst und Stress. Seit Jahrhunderten wissen wir, dass der Darm mit dem Kopfgehirn interagiert und Krankheit und Gesundheit beeinflusst.
Was neueste Forschung, wie der Neurologe und Autor David Perlmutter (Grain Brain) oder der Physiologe Byron Robinson (“enteric nervous system”) uns zeigen, ist einegentliche eine kleine Sensation: nämlich, dass das Bauch-Hirn, das enterische Nervensystem (ENS) autonom arbeiten kann. Es arbeitet autonom und beeinflusst das Gehirn über den Vagus Nerv, der auch bei Atemübungen eine zentral entspannende Rolle spielt. 90% der Signale kommen nicht von oben, sondern von unten! (3)
Das Darm-Gehirn ist ähnlich strukturiert, wie das Kopf Gehirn: Neuronen, Darm-Blut-Schranke, Hormonproduktion, und Neurotrasnmitter. Neuronen im Darm produzieren soviel Dopamin (Lust/Belohnung), wie das Kopfgehirn und -noch recht unbekannt- 95% des Serotonin (Freude/wohl fühlen) im Körper wird vom ENS produziert.
Neurotransmitter „sind“ unsere Gefühle. Was machen Neurotransmitter im Darm? Das Gleiche, wie im Kopfgehirn. Sie machen, dass wir uns gut fühlen, depressiv sind, schlafen können, Appetit haben...oder nicht. Sie regeln unsere Temperatur und Knochendichte, reparieren beschädigte Zellen und sorgen für eine gesunden Herz-Zustand (Cell, vol 135, p 825).
Die Stimmung? Das Darm-Gehirn beeinflusst die Stimmung wesentlich. Die Forschung zeigt, dass die Stimulation des Vagus Nerv (zB. Atem- und Körperarbeit) eine effektive Wirkung gegen Depression hat, mehr als jede andere Behandlung (The British Journal of Psychiatry, vol 189, p 282).
Entgegen der Meinung der Mainstream Medien, macht uns fettes Essen mit gesunden Fetten, wie Kokosnussöl, ausgeglichener und glücklicher. Gehirnscan Untersuchungen zeigen, dass Probanden, die gesunde Fette bekamen, auf Schreckensmeldungen 50% moderater reagierten als Vergleichspersonen mit einer fettarmen Diät. Sie schliefen ruhiger und waren insgesamt ausgeglichener. (The Journal of Clinical Investigation, vol 121, p 3094).
Stress führt dazu, dass der Darm das Hormon Ghrelin produziert, das uns hungrig macht, Ängstlichkeit und Depressionen reduziert. Mäuse die viel Stress ausgesetzt waren, suchten nach fetter Nahrung, sagt Jeffrey Zigman, UT Southwestern Medical Center in Dallas, Texas. Zigman betont, dass gesunde Fette chronischen Stress, Übergewicht (!) und Depressionen effizient regulieren können.
Das innere des Darms ist das Äußere des Körpers
„Wir „sehen, hören, fühlen“ Umwelt-Gefahr mit dem Bauch und ohne diese Fähigkeiten gäbe es kein menschliches Leben.“, sagt Michael Gershon, Presb. Medical Center, NY, “die Vitalität und Gesundheit des Darm-Gehirns ist essentiell für das Kopf-Gehirn, welches davon abhängig zu sein scheint.“
Entscheidungen treffen. Wir glauben, dass unser Kopf-Gehrin die Entscheidungen trifft, aber tatsächlich ist das „Bauchgefühl“ und das sogenannte Unbewusste dabei stärker involviert als wir annehmen. Studien zeigen, dass Raten, denen mit Spritzmitteln kontaminiertes Essen gegeben wurde, deprimierter und ängstlicher waren. Die Symptome hielten lange an, auch ohne kontaminierte Nahrung.
Wenn der Darm erkrankt, was oft erst Jahrzehte später durch Symptome bemerkt wird, verändert sich die gesamte Psyche.
Das zweite Gehirn verdient es viel umfassender in den Blickpunkt der Gesunderhaltung gerückt zu werden, als bislang bekannt ist. Weltbekannte Ärzte, wie Allesio Fasani, Marsh (The Marsh-Index/Oxford) weisen darauf hin, dass vermutlich 95% aller chronischen Volkskrankheiten mit der Gesundheit des Darmes zu tun haben: Übergewicht, Diabetes, Autoimmunkrankheiten und Geisteskrankheiten.
Die gute Nachricht: die Ernährung spielt dabei eine zentrale Rolle. Über fachkundige kinesiologische Testungen, die leicht, schnell und kostensparend durchgeführt werden können, kann die individuell richtige Ernährung gefunden werden. Was belastet wird einfach weggelassen und durch energiereichere Nahrung ersetzt. Der Körper beginnt sofort mit einer Selbstregulation. Nahrung ist entweder Medizin oder macht schleichend krank.
Dazu Vortrag von Daniela Keller
(1) David Perlmutter, Grain Brain
(2)